“Das 9-Euro-Ticket ist viel mehr als eine verkehrspolitische Maßnahme”

9-Euro-Ticket für sozialen Zusammenhalt

Eine rheingold Studie zum 9-Euro-Ticket belegt dessen Erfolg. Die qualitativ-psychologische Studie wurde von Fokus Bahn NRW in Auftrag gegeben und vom rheingold Psychologen Stephan Urlings durchgeführt. Dazu wurden in Videointerviews Personen zwischen 28 und 64 Jahren befragt.

Dieser Artikel erschien am 26. August 2022 im Kölner Stadt-Anzeiger.

Ende August läuft das 9-Euro-Ticket aus, das Menschen in ganz Deutschland drei Monate lang eine günstige und unkomplizierte Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs ermöglichte. Dabei hat das günstige Zugticket angesichts des niedrigen Preises und der unkomplizierten Nutzung die Einstellung der Reisenden zum Nahverkehr in NRW verändert. Zu dem Schluss kommt die qualitativ-psychologische Studie des Kölner Marktforschungsinstituts rheingold, das mit Menschen zwischen 28 und 64 Jahren gesprochen hat.

Die rheingold Psychologen kommen zu dem Schluss, dass mit dem 9-Euro-Ticket ein Aufbruchssignal gegeben wird und es den Leuten Hoffnung mache: „Deutschland kann auch anders – nämlich pragmatisch, einfach, für jeden erschwinglich, überraschend schnell und grenzüberschreitend.“ Letzteres, nämlich die bundesweite Nutzung des 9-Euro-Tickets, wurde allerdings nur von den wenigsten Personen genutzt und so bilden Freizeitfahrten wie nach Sylt oder zur Zugspitze eher die Ausnahme. „Was das Ticket wirklich attraktiv macht, ist seine Bedeutung für den eigenen Mobilitätsalltag“, fasst die rheingold Studie zusammen.

„Das Ticket stärkt den sozialen Zusammenhalt, das Vertrauen in den Staat und als Bonus bekommt man noch die Nachhaltigkeit obendrauf. Das ist viel mehr als eine verkehrspolitische Maßnahme.“

So erfolgreich das 9-Euro-Ticket auch war, so ungewiss ist nun dessen Fortsetzung. „Jetzt entscheidet sich, ob sich in Deutschland mal etwas bewegt. Wir haben drei bis vier parallele Krisen und jetzt auf einem Gebiet mal eine gute Lösung gefunden. Wenn die zurückgenommen wird, werden die Menschen sagen, Deutschland kann es doch nicht. Wenn wir aber einen hohen Millionenbetrag für die Fortführung dieses Tickets ausgeben, ist das auch eine Investition in die innere Sicherheit“, sagt rheingold Psychologe Stephan Urlings. „Das Ticket stärkt den sozialen Zusammenhalt, das Vertrauen in den Staat und als Bonus bekommt man noch die Nachhaltigkeit obendrauf. Das ist viel mehr als eine verkehrspolitische Maßnahme. Es gilt für alle Bevölkerungsgruppen, in allen Bundesländern, für alle Berufs- und Altersgruppen. Die Bürger haben das Gefühl, dass der Staat endlich mal etwas für sie getan hat. Das hat etwas sehr Vereinigendes.“

Würde es keine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket geben, wäre der Frust groß, wohnt dem bundesweiten Ticket doch „eine psychologisch-politische Symbolkraft“ inne. Zwar erwarte keiner der Befragten, dass es wieder ein derart günstiges Angebot geben wird, allerdings müsse die Nutzung des Regionalverkehrs deutlich günstiger werden als bisher.