Demokratische Bestattung im Waldboden

Warum möchten Menschen im Wald bestattet werden? Die Beweggründe hat rheingold in einer tiefenpsychologisch-qualitativen sowie quantitativ repräsentativen Studie im Sommer 2023 im Auftrag von FriedWald erforscht.

Der Trend zum Waldgrab entspringt dem grundsätzlichen Bestreben, in Frieden zu sterben und „Performance“-Ansprüche zumindest im Tod hintenan zu stellen. Während auf herkömmlichen Friedhöfen die Ausstattung der Gräber für Status-Unterschiede sorgt, ist eine Baumbestattung demokratisch und befreit auch die Angehörigen von der Zurschaustellung eines gepflegten Grabes.

Eine Rolle spielt auch die Weite und tröstliche Atmosphäre des Waldes, die im Kontrast zu der empfundenen Enge und reinen Trauer auf dem Friedhof stehen.

Beisetzungen im FriedWald lösen Konflikte und Widersprüche auf

„Die Bestattung im Wald schafft scheinbar einen Spagat und löst empfundene Widersprüche und Konflikte auf“, fasst Sebastian Buggert, Psychologe und Mitglied der rheingold Geschäftsführung, die Essenz der von ihm und Sabine Loch durchgeführten Studie zusammen. „Im Wald herrscht eine friedliche Atmosphäre für die letzte Ruhe, gleichzeitig ist er aber Teil der aktiven Lebens- und Freizeitgestaltung. Das erleichtert den Zugang zu dem an sich schweren Thema.“ Auch die scheinbar unvereinbaren Werte „Individualität“ und „Gleichheit“ würden im Wald vereint. Denn während der Umgang mit Abschied und Tod im Rahmen der Beisetzungsgestaltung und den Ritualen des Gedenkens ganz individuell ausfallen können, würde durch Grabschmuckverbot und dezente Namenstafeln die Gleichheit der Menschen im Tod selbst betont.

Weniger Drama und mehr Demokratie

Der Tod wird im Bestattungswald als weniger dramatisch empfunden. Der Wald lässt eine eher beiläufige Begegnung mit der Endlichkeit zu – bei einem entspannten Spaziergang etwa. Den Besuch am Grab können Hinterbliebene mit erholsamen Aktivitäten in freier Natur verbinden, während gleichzeitig keine Grabpflege zu einem Friedhofsgang zwingt.

Die belastende Grabpflege ist für 90 Prozent der Befragten ein Argument gegen den klassischen Friedhof. Indem allein die Natur das Schmücken der Gräber übernimmt, gleichen sich darüber hinaus Hierarchien aus. Für Hinterbliebene entfällt der Druck, durch Grabstein, Grabschmuck oder Grabpflege den Status und die soziale Eingebundenheit des verstorbenen Menschen kundzutun. Im Wald bleiben der Abgleich im Tod und der damit verbundene Stress aus.

Die Gleichheit in der Grabgestaltung führt aber nicht dazu, dass man keine Individualität erlebt. Das ist sogar für 73 Prozent der Befragten ein Argument, das für die Beisetzung in einem Wald spricht. Sie stimmten der Aussage „Bei der Wald-Bestattung werden Individualität und ein unterschiedlicher Umgang mit dem Thema Tod respektiert“ voll und ganz zu. 92 Prozent der Befragten sehen für sich eher eine unkonventionelle Bestattung, anders als sie auf einem klassischen Friedhof bekannt ist.

Wald als letzter Ruheort – logische Wahl für naturverbundene Menschen

Für viele Menschen fühlt sich der Gedanke an die Beisetzung im Wald wie ein „nach Hause kommen“ an. Die Wahl des Waldes als letzte Ruhestelle ist auch ein Ausdruck der eigenen Naturverbundenheit und logische Konsequenz für Menschen, die sich ohnehin schon dem Wald verbunden fühlen.

Für die große Mehrheit der Befragten hat der Wald eine besondere Bedeutung. 89 Prozent schreiben dem Wald sogar eine spirituelle Kraft zu. Die Bestattung im Wald bildet den Abschluss des grundsätzlich zunehmend spürbaren Outdoor-Trends: Zurück zur Natur.