Vorurteile und Diskriminierung machen krank

Vorurteile und Diskriminierung machen krank

Gelebte Diversität als wirksames Mittel der Prävention

Wer Vorurteile oder Diskriminierung erfährt, leidet häufiger unter Essstörungen, Migräne, Burn-out oder Depressionen. Zur Prävention ist die Sichtbarkeit von Diversität in Gesellschaft und Unternehmen ein wirksames Mittel und sollte als wichtiger Teil des Gesundheitsmanagements künftig stärker im Fokus stehen. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse, die rheingold im Auftrag der IKK classic zur „Wirkung von Vorurteilen und Diskriminierung im Alltag“ erlangt hat.

Betroffene neigen zur Selbstabwertung

Mehr als jeder zweite Mensch in Deutschland (60 Prozent) ist von Vorurteilen und Diskriminierung betroffen, zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund, LGBTIQ-Personen (lesbisch, gay, bisexuell, transgeschlechtlich, intergeschlechtlich und queer) oder auch beispielsweise Menschen mit besonderen Merkmalen wie Übergewicht.

Die tiefenpsychologische wie auch repräsentativ-quantitative Studie analysiert und verdeutlicht erstmals die Zusammenhänge zwischen Diskriminierungserfahrungen und den Auswirkungen auf die Gesundheit und zeigt auf, wie stark Menschen Vorurteile unbewusst internalisieren und sich daraufhin selbst abwerten. So können Vorurteile die Entfaltung der Persönlichkeit einschränken oder deformieren und dazu führen, dass persönliche Potenziale nicht ausgeschöpft werden.

Vermeintliche Auswege aus der Ohnmacht

„Vorurteile und Diskriminierungen werden oft unbewusst als eigene Schwäche wahrgenommen“, sagt rheingold-Studienautor Uwe Hambrock. Viele schämten sich für ihre Schwäche und fühlten sich sogar schuldig. „Schuld ist ein seelischer Mechanismus, um aus der Ohnmacht herauszukommen“, erklärt der Psychologe. „Sie suggeriert, man hätte Einfluss auf das Geschehen und kann es sogar in Zukunft verhindern“. Doch die daraus resultierenden Selbstzweifel führten eher selten zu Reife oder Stärke, sondern eher zu Traurigkeit, Antriebslosigkeit und dem Verlust des Lebensmuts. Erfolgt keine seelische Bearbeitung, können Somatisierungen wie beispielsweise Magen-Darm-Störungen, Migräne oder Burnout entstehen. Stark diskriminierte Menschen werden doppelt so oft frühverrentet wie nicht diskriminierte. „Diese Risiken zu vermeiden, sollte für Unternehmen Teil ihres Gesundheitsmanagements sein“, so Hambrock.

Gelebte Diversität ist die beste Prävention

Die Studie zeigt Präventions- und Interventionsmöglichkeiten auf, um das Risiko für diskriminierendes Verhalten zu reduzieren. Ein Weg ist es, Diversität deutlich zu zeigen und durch positive Vorbilder zu besetzen – Betroffene sollten nicht als Opfer, sondern als starke Persönlichkeiten gezeigt werden. Bloße Information und Aufklärung nützt eher wenig, da der Abbau von Vorurteilen weniger durch eine Veränderung von kognitiven Einstellungen als durch einen Einfluss auf affektive Variablen geschieht. Besonders wenn Angstgefühle im Spiel sind oder das Gefühl hat, die Werte und Normen der Gesellschaft seien bedroht, ist direkter Kontakt und Austausch hilfreich. Das effizienteste Mittel gegen Vorurteile ist der Kontakt und die persönliche Interaktion mit Menschen der betreffenden Gruppen, also gelebte Diversität.

Weniger Vorurteile bedeutet weniger Krankheiten. Mit der tiefenpsychologischen wie auch repräsentativ-quantitativen rheingold-Studie und einer Haltungs-Kampagne, die unter anderem von der Agentur Scholz & Friends Düsseldorf durchgeführt wird, möchte die IKK classic auf die gesundheitlichen Dimensionen von Vorurteilen und Diskriminierung aufmerksam machen und ihnen präventiv entgegenwirken.

„Mit der Studie möchten wir für ein gesundes Zusammenleben sensibilisieren und zur Aufklärung bei diesem wichtigen Thema beitragen“, kommentiert Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic. „Der respektvolle Austausch sowie ein wertschätzender Umgang mit anderen Menschen und sozialen Gruppen sind wichtige Faktoren, damit aus Vorurteilen erst gar kein diskriminierendes Verhalten entsteht. Unser Ziel ist es, Haltung zu zeigen – gegenüber unseren Versicherten und unseren Mitarbeitenden.“

Die Studie? besteht aus einer Kombination aus qualitativer und quantitativer Forschung. In 40 Einzelinterviews mit Menschen ab 18 Jahren wurden zunächst persönliche Diskriminierungserfahrungen im Alltag erhoben. Mit einer repräsentativen Stichprobe von 1.527 Personen wurden die in den Einzelinterviews aufgestellten Hypothesen überprüft.

Weiterführende Informationen zum Studiendesign und den Ergebnissen finden Sie auf der Internetseite www.vorurteile-machen-krank.de.

Betroffene leiden häufiger unter Erkrankungen:

  • Zusammenbrüche / Burn-out: 3,4 Mal häufiger
  • Migräne / chronische Kopfschmerzen: 3 Mal häufiger
  • Angststörungen und Phobien: 2,8 Mal häufiger
  • Depressionen: 2,5 Mal häufiger
  • Schlafstörungen: 2,3 Mal häufiger
  • Magen-Darm-Erkrankungen: 2,3 Mal häufiger