Wie soll der Abschied von geliebten Menschen gestaltet werden? Wie viel Geld soll dafür ausgegeben werden? Wie verlaufen Entscheidungen über das Wie und Wo einer Beisetzung? Antworten auf diese Fragen gibt die Studie „Letzter Weg“, die FriedWald im Sommer 2024 mit dem rheingold Institut durchgeführt hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die Phase der Trauer nicht nur von emotionalem Schmerz, sondern auch von schwierigen finanziellen Entscheidungen und daraus resultierenden Konflikten geprägt ist.
Entscheidungen zur Bestattung unter Zeitdruck
Bereits in der akuten Phase der Trauer stehen verschiedene Ansprüche im Raum: Welche Bestattungsform hätte der Verstorbene gewollt? Was passt zu ihm oder ihr? Wie möchte ich und die anderen Angehörigen sich von dem verstorbenen Menschen verabschieden? Wie möchten sie ihn oder sie in Erinnerung behalten? Zudem spielt die Außenwirkung eine Rolle – wie soll die Beisetzung von anderen wahrgenommen werden? Diese Fragen müssen oft unter Zeitdruck und großer emotionaler Belastung geklärt werden.Â
Stressfaktor Bestattungskosten
Zu einem großen Stressfaktor können die Bestattungskosten werden. Vielen Angehörigen fällt es schwer, in dieser Ausnahmesituation, die der Tod und der Verlust eines Menschen bedeutet, über Geld zu sprechen. Sie fürchten pietätlos zu wirken und wissen gleichzeitig, dass die finanziellen Belastungen erheblich sein können. Der Konflikt, eine würdevolle Beisetzung zu organisieren, ohne dabei knauserig oder protzig zu wirken, setzt viele Hinterbliebene unter Druck. „Was ist mir der Verstorbene finanziell wert?“
Wünsche des Verstorbenen in der Bestattung umsetzen
Besonders in Familien mit unklaren Vermögensverhältnissen entsteht zusätzlicher Stress. Je enger die Bindung und schmerzhafter der Verlust, desto größer ist der Konflikt hinsichtlich der Abwägung der Kosten. Und besonders schmerzhaft ist es für Angehörige, wenn der letzte Wunsch des Verstorbenen aufgrund finanzieller Engpässe nicht erfüllt werden kann.
Methode der Untersuchung – qualitative Interviews und Online-Befragung
An der Online-Befragung nahmen mehr als 800 Menschen teil, die in den letzten fünf Jahren einen Todesfall im Familien-, Angehörigen-, Freundes- oder Bekanntenkreis erlebt hatten und verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich über Form und Organisation der Beerdigung waren. Außerdem wurden 16 tiefenpsychologische zweistündige Interviews geführt.
Psychologische Entlastung durch Vorsorge
„In unserer Untersuchung wurde deutlich, dass die Hinterbliebenen versuchen, zwischen den emotionalen und finanziellen Aspekten einen äußeren, aber auch einen inneren Kompromiss zu finden“, sagt der Psychologe und rheingold Studienleiter Sebastian Buggert. Erleichtert werde die Entscheidungsfindung durch die klare Äußerung von Wünschen wie auch die finanzielle Vorsorge durch die Verstorbenen. „Das stellt auch psychologisch eine erhebliche Entlastung für die Angehörigen dar“, so Buggert. Wer bereits zu Lebzeiten für die Bestattung vorgesorgt oder seine Vorstellungen klar formuliert hat, hilft den Hinterbliebenen, den emotionalen und finanziellen Druck zu mindern. Ist der letzte Wunsch nur diffus oder nicht formuliert, wird versucht, die Bestattungsentscheidungen mit der Persönlichkeit des Verstorbenen abzugleichen,(er oder sie hätte es so gewollt‘).
Vorstellung, dass der Verstorbene in der Natur weiterlebt
Bestattungen auf dem Friedhof, entsprechen nach wie vor am stärksten traditionellen Konventionen, die angesichts der enormen Emotionalität der „letzten Reise“ sehr hilfreich sein können, zugleich aber von zunehmend vielen als einengend wahrgenommen werden. See- oder Waldbestattungen stellen eine moderne Alternative dar, die viele Hinterbliebene zudem erleichternd erleben, da sie weniger Verpflichtungen wie Grabpflege mit sich bringen und gleichzeitig das Gefühl vermitteln, dass der Verstorbene in der Natur weiterlebt.
Beratung der Bestatter wichtig
Diese weniger konventionellen Bestattungsformen bieten mehr individuellen Gestaltungsspielraum, der jedoch auch gefüllt werden muss. Am Ende ist es in den meisten Fällen die Beratung der Bestatter, die mit ihrer Erfahrung helfen, eine individuell passende Vermittlung zwischen den vielfältigen Ansprüchen zu finden.
Weitere Ergebnisse und Informationen zur Studie gibt es hier.
Ismene Poulakos ist Journalistin und Storytelling-Expertin. Bei rheingold verantwortet sie alle Publishing-Aktivitäten wie zum Beispiel PR-Studien und die rheingold Webinare.
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