Die neue Lust am Verbot

Die neue Lust am Verbot

Freiwilligkeit und bloße moralische Appelle für Verhaltensänderungen führen zu Unzufriedenheit und Ungerechtigkeiten.

Das Interview erschien am 30. August 2019 im Kölner Stadt-Anzeiger.

Herr Grünewald, die großen Ferien sind vorbei. Hat sich über den Sommer etwas verändert im Land?

Wir beobachten in unserer Forschung eine neue Lust am Verbot. Das ist jetzt keine Entwicklung von Wochen, aber gerade an den Sommer-Debatten über das Fliegen und den Klimaschutz ist das sehr deutlich geworden.

Inwiefern?

Überall, wo die Gesellschaft für Verhaltensänderungen auf Freiwilligkeit und Gebote mit bloßem Empfehlungscharakter setzt, führt das dazu, dass sich die Menschen dauernd selber in den Hintern treten müssen. Wenn sie aber gleichzeitig erleben, dass sich ihre Nachbarn, Freunde, Kollegen ganz anders verhalten, als die Gebote es vorsehen, dann erzeugt das Unmut und Verdruss. Dann doch lieber eine klare Ansage, an die sich alle halten müssen. Psychologisch tragen Verbote somit dem Wunsch nach Entlastung Rechnung: Wir müssen nicht alles mit uns selber ausmachen. In Studien mit Rauchern zum Beispiel haben wir festgestellt, wie erleichtert sie über Verbotszonen sind. Das entlastet sie vom ständigen Steuerungskampf. Auch Kinder und Jugendliche sind insgeheim oft froh, wenn ihre Eltern strikte Handy- oder Computerverbote verhängen. Dann müssen sie sich nicht selber Beschränkungen auferlegen und mit der eigenen Versuchbarkeit kämpfen.

Das vollständige Interview finden Sie hier:

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