New kids on the job

Generation Z als Hoffnungsträger

Der Artikel erschien am 20. August 2019 bei planung&analyse.

Die große Hoffnung auf den Nachwuchs

Auch im Arbeitsmarkt schauen alle gespannt auf die Generation Z. Sie wird als Hoffnungsträger gefeiert, der die Unternehmen zukunftsfähig machen soll. Demzufolge besteht bereits heute, wo die Z-ler noch weitgehend in der Ausbildung stecken, ein Wettbewerb um die Pole-Position im Rennen um diesen verheißungsvollen Nachwuchs.

Daher widmen wir uns im Rahmen der rheingold Forschungsreihe „Gen Z verstehen“ der Frage, wie diese Generation auf die Berufswelt blickt, welche Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen und Ängste sie bewegt. Daraus leiten wir Ideen und Empfehlungen für Arbeitgeber ab, im Hinblick auf Personalkommunikation, Employer Branding und die Rekrutierung bzw. Führung der jungen Zielgruppe.

„Ich will mindestens den Lebensstand meiner Eltern halten.“

1.000 Optionen, was tun?

Die Berufswahl wird von der Gen Z als große Richtungsentscheidung wahrgenommen. Die jungen Leute stehen vor einer immensen Vielfalt an Möglichkeiten und spüren, dass sie gefragt sind, dass Uni und Arbeitgeber um sie werben, auf Plakaten, in den sozialen Netzwerken und in Veranstaltungen und Bewerbungsgesprächen.

Zugleich ahnen sie wie zentral der Beruf für das eigene Leben ist. Das Thema wird dem Nachwuchs von Schule und Eltern nahegebracht, sie werden mit Gesprächs- und Beratungsangeboten, Psycho-Tests, Praktika und Informationen rundum versorgt. Die Gen Z ist zudem von Kind an daran gewöhnt, im Netz vertiefende Hintergrundinformationen zu finden. Daher können sie bereits mit 18 Jahren beeindruckend kompetent über Persönlichkeitsentwicklung, Führungsstile, Work-Life-Balance oder Treiber der Arbeitszufriedenheit sprechen.

Im Einzelnen können die Vertreter der Gen Z vielfältige Erwartungen und Anforderungen an den Beruf sehr genau beschreiben:

  1. Der Beruf soll Leben und Persönlichkeit bereichern, das Stichwort Berufung fällt in unseren Gesprächen häufig. Er soll eigene Neigungen aufgreifen, ein Stück der eigenen Identität und im Idealfall nie langweilig werden.
  2. Zugleich soll die Arbeit das Leben nicht dominieren, sondern Raum für Freizeit, Hobbies und Familie lassen. Interessanterweise reflektieren insbesondere die Männer den Wunsch nach einer eigenen Familie und sehen sich perspektivisch in der Versorgerrolle. Sie suchen daher nach einem Beruf, „der eine Familie ernähren kann“ und zugleich ausreichend Freiraum für ein Familienleben lässt.
  3. Den jungen Frauen ist die Sinnstiftung wichtiger. Sie bringen stärker den gesellschaftlichen Beitrag ihrer Berufstätigkeit ins Spiel und wägen diesen auch mit dem Wert von Familie oder eigenen Kindern ab.
  4. Große Erwartungen hat die GenZ im Hinblick auf den Arbeitsalltag. Es ist eine Horrorvorstellung, sich jeden Morgen zur Arbeit quälen und langweilige Routinearbeit verrichten oder sich in unproduktiven Machtkämpfen aufreiben zu müssen. Den Arbeitsalltag der Eltern erleben sie oft zu monoton und belastend. Demgegenüber wünscht sich der junge Nachwuchs Abwechslung, Flexibilität und Spielräume für eigene Initiativen und Entwicklung.
  5. Schließlich suchen die Vertreter der Generation Z Sicherheit, verlässliche Verhältnisse, klare Vorgaben und Vorgesetzte, die sie partnerschaftlich begleiten. Die Anforderungen an den Chef werden klar formuliert: Er oder sie soll fachliches Vorbild sein, eine Ansprache auf Augenhöhe wählen, einfühlsam anleiten und zugleich Freiheiten für die Entwicklung des Nachwuchses anbieten. Der ideale Chef wirkt wie ein Influencer am Arbeitsplatz, der inspiriert und begleitet, dabei nicht überfordert, sondern wie ein großer Bruder aus einer fast fürsorglichen Haltung heraus agiert.

Diese Anforderungen sind für die Gen Z alles andere als nice-to-have. Sie erzeugen in der Summe einen enormen Anspruch: an den Beruf, an die Arbeitgeber und an sich selbst. Denn die größte Angst der Gen Z besteht darin, falsche Entscheidungen zu treffen und am Ende in dem gewählten Berufsleben nicht glücklich zu werden. Daher entsteht während der Ausbildung großer Lern- und Performance-Druck und in der Berufsfindungsphase Unsicherheit und Stress.

„Ich will dabei sein können, wenn mein Kind die ersten Schritte läuft.“

Arbeitgeber müssen flexible Stabilität bieten

Arbeitgeber treffen die Generation Z unsicher auf der Suche nach einem Anfang, nach einer ersten beruflichen Heimat an, in der sie sich sicher fühlen, ausprobieren und entwickeln wollen. Um hier attraktiv zu sein, müssen sie sowohl Stabilität als auch Beweglichkeit und Freiräume für die persönliche Entwicklung der Gen Z-Bewerber kommunizieren.

Anfangs geht es vor allem um das unmittelbare Arbeitsumfeld, eine angenehme Arbeitsatmosphäre, nette Kollegen, partnerschaftliche Chefs und einen leichten Einstieg in den Arbeitsalltag. Vor dem Hintergrund der Sorge, sich zu früh festzulegen oder falsch zu entscheiden, sollte die Entscheidung für den Job nicht wie eine schicksalshafte Festlegung wirken. Vielmehr sollte eine flexible Zukunftsperspektive vermittelt werden, die dem Nachwuchs vielfältige Optionen bietet, bspw. Abteilungs-, Themen- oder Standortwechsel.

In diesem Zusammenhang wird von der Generation Z immer wieder das Start-Up ins Spiel gebracht, das sich für sie wie eine moderne Form des Familienunternehmens anfühlt. Es verspricht eine jugendliche Arbeitsatmosphäre, Überschaubarkeit, Zusammenhalt unter Gleichgesinnten, Dynamik, Abwechslung und Spielraum für persönliche Entwicklung.

„Wenn ich Kinder bekomme, dann nur eins, mehr ist gesellschaftlich nicht vertretbar und ist mit einem Beruf nur schwer zu vereinbaren.“

Studiendesign

In einem kompakten rheingoldSprint wurden insgesamt 20 Schüler, Auszubildende und Studenten, zwischen 18-24 Jahren befragt. Frauen und Männer waren zu je 50% vertreten. Es wurden 2 rheingoldGroups, 6 rheingoldInterviews und 6 rheingold voiceMessagings durchgeführt. Inhaltlich haben wir mit den jungen Menschen über die Arbeitswelt, die Entscheidung für einen Beruf oder Ausbildungsweg, die Erwartungen an Arbeitgeber sowie die konkreten Schritte in Richtung Berufseinstieg gesprochen.